Rositz

Allgemeine, statistische und geschichtliche Informationen über Rositz

Ansichtskarte von Rositz

Rositz zu Herzogs Zeiten (1181-1918)

Rositz, in Altenburger Mundart einfach „Ruhstz“, war ursprünglich ein kleines Bauerndorf im Ostkreis des ehemaligen Herzogtums Sachsen-Altenburg und entwickelte sich Ende des 19. Jahrhunderts zu einer der größten Industriegemeinden Ostthüringens. In der Kirchengalerie des Herzogtums Sachsen-Altenburg 1840-1849 steht geschrieben: „Rositz liegt 1 1/4 Stunde nordwestlich von Altenburg, eben soweit von Meuselwitz, an der Poststraße nach Zeitz, an einem kleinen Bache, der bei Obermolbitz in die Gerstenbach fällt, in einer fruchtbaren Gegend.“

Steinzeitliche FundeDie gesamte Gemarkung von Rositz bildet eine der an archäologischen Funden reichsten Gegenden um Altenburg. Viele Siedlungsfunde, besonders in den Nachbarorten, sprechen für ein frühes Leben schon vor vielen tausend Jahren. Als Gründer und Namensgeber gilt der westslawische Volksstamm der Sorben. So ist Rositz im Altsorbischen als ein Ort der Leute eines Rod(e)s zu deuten.

Urkunde von 1273Die urkundliche Ersterwähnung von Rositz geht in das Jahr 1181 zurück. Im einstigen Kloster Bosau bei Zeitz befand sich eine Urkunde (Zehntverzeichnis), in welcher die Abgabepflicht der umliegenden Bauern dokumentiert war. Diese Urkunde über den Kirchenzent (Kirchensteuer) reichte von 1181 bis 1214 und enthielt auch den Eintrag der Abgabepflicht von 12 Bauern aus Rosiz (Rositz). Im frühen Mittelalter hatte ein pleißnisches Adelsgeschlecht ihren Sitz in Rositz, das zur damaligen Zeit noch unterschiedlich bezeichnet wurde. So fand man Dokumente mit der Bezeichnung Rodesicz oder auch Rossediz. Ihr Freigut (Rittergut) befand sich im heutigen Ortszentrum unterhalb der evangelischen Kirche. Von dem nach dem Ort benannten Geschlecht ist im Jahr 1215 erstmals von einem Hermann von Rodesicz als Zeuge in einer burggräflichen altenburgischen Urkunde die Rede.

Historisches KlassenzimmerHöchstwahrscheinlich ist das Geschlecht schon im 14. Jahrhundert ausgestorben. Die Herren von Rositz besaßen eine kleine Kapelle, die sich an ihre Besitzungen anschloss. Aus dieser entstand Ende des 14. Jahrhunderts in unmittelbarer Nähe die erste Kirche. Diese wurde 1516 samt dem Turm abgerissen und die heutige Kirche im spätgotischen Stil erbaut. Die Einwohnerzahl belief sich im 16. Jahrhundert auf 100 Seelen, umso beachtlicher, dass neben dem Kirchenneubau auch der Gasthof und ein Schulunterricht erstmals erwähnt wurden. Im Jahr 1691 wurde gegen den Widerstand der Kirche ein neues Schulhaus errichtet. Es befand sich im Ortszentrum südlich, unmittelbar neben der evangelischen Kirche. In diesem Jahrhundert gesellten sich in den Dörfern des Altenburger Landes zu dem Bauernstand ganz allmählich auch die Handwerkszünfte. Man schrieb erstmals über das Handwerk in Rositz und erwähnte einen Schuhmacher, den Schmied und das seltenere Handwerk eines Glasers.

Napoleonische Truppen in Sachsen 1813Über die Jahrhunderte wurden vom deutschen und europäischen Adel immer wieder Kriege auf sächsischem Boden geführt. Mit ihnen kamen nur Elend, Armut und schlimme Seuchen in die Dörfer des Altenburger Landes. Besonders in der Zeit des 30-jährigen Krieges von 1618 bis 1648, mit den Durchmärschen und Einquartierungen fremder Soldaten, brannten auch in Rositz die Höfe und das Volk litt unter einer Hungersnot. Mit dem Krieg folgte „der schwarze Tod“ – die Pest – und forderte weitere Todesopfer.

Aber auch der Napoleonische Krieg von 1803 bis 1813, mit der abschließenden Völkerschlacht bei Leipzig, traf Rositz besonders hart. Am 28. 9. 1813 kam es bei Oberlödla zu einem größeren Gefecht zwischen russisch-österreichischen und französischen Korps. Der Rückzug der Franzosen und die Verfolgung durch die Kosaken betraf unmittelbar Rositz. In weiser Voraussicht aber hatten die Einwohner Kinder und Vieh schon in Sicherheit gebracht und konnten so noch größeres Unheil verhindern.

Die Rositzer BraunkohlenwerkeBereits im Jahr 1672 entdeckte der Altenburger Stadtphysikus Dr. Matthias Zacharias Pilling nordwestlich von Rositz, an der heutigen B 180, „brennende Erde“. Doch die erste Braunkohlengewinnung blieb ohne wirtschaftliche Bedeutung und wurde 1675 bereits wieder eingestellt. Selbst im 18. Jahrhundert wurde der Abbau der Braunkohlenflöze nur zögernd mit vielen Schwierigkeiten und Rückschlägen betrieben. Die Entwicklung stagnierte, es fehlte an Abnehmern. Die Haushalte verwendeten Holz als Brennmaterial und eine Industrie gab es noch nicht. Der Aufschwung des Bergbaues im Meuselwitz-Rositzer Revier begann erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Anfänglich waren es meist Bauern, die als Nebenbetrieb eine kleine Grube führten. Später verkauften sie ihre Felder an die neuen Grubenbesitzer oder erzielten beachtliche Gewinne durch den unterirdischen Kohleabbau. Die bedeutendste Rositzer Grube begann im Mai 1874 mit der Kohleförderung. Sie erhielt vom herzoglichen Berginspektor die Nummer 113. Schon im Juni kam es zum Verkauf der „Consortialgrube Nr. 113″ und zur Gründung der Aktiengesellschaft „Rositzer Braunkohlenwerke“. Im Jahr 1875 wurde der Sitz der Aktiengesellschaft von Berlin nach Rositz verlegt. Im gleichen Jahr konnte die erste Brikettpresse angefahren werden.

1872 eingeweihtes Bahnhofsgebäude in RositzIn den Anfangsjahren wurde die Kohle noch mit Pferdegeschirren zu den Bahnhöfen nach Altenburg, Zeitz oder Gößnitz gefahren. Ein Zustand, welcher der industriellen Entwicklung im hiesigen Bergbaurevier entgegenstand. So kam es zum Bau der Eisenbahnlinie Altenburg-Zeitz mit dem Bahnhof Rositz. Diese Bahnverbindung wurde, gegen den Widerstand einiger um ihre Existenz fürchtenden Fuhrleute und Bauern, am 18. Juni 1872 eingeweiht. Nunmehr verkehrten täglich drei Züge auf dieser Strecke, die sich zum größten Teil aus Kohlenwagen zusammensetzten. Der Anschluss an das öffentliche Eisenbahnnetz begünstigte die weitere industrielle Entwicklung der gesamten Region.

Die Rositzer ZuckerraffinerieIm gleichen Jahr kam es zur Gründung der Rositzer Rübenzuckerfabrik. Als Standort wählte man die Flurgrenze zum Nachbarort Zechau. Hier wurde aus weißen Runkelrüben Roh- und Weißzucker hergestellt. Doch bereits im April 1874, nur zwei Jahre nach der Firmengründung, meldete die Presse die Zahlungsunfähigkeit der Aktiengesellschaft. Nach dem Konkurs trat im Jahr 1882 an die Stelle der alten Rübenzuckerfabrik eine moderne Zuckerraffinerie, in der nach der Jahrhundertwende über 800 Menschen in Lohn und Brot standen. Die Rositzer Raffinerie war die erste deutsche Industrieanlage, die über ein elektrisches Beleuchtungssystem verfügte.

Am 3. September 1911 kam es bei den Rositzer Braunkohlenwerken zur Katastrophe, die Brikettfabrik der Grube 113 brannte völlig nieder. Aber schon ein Jahr später ging eine neue Brikettfabrik in Betrieb. Sie befand sich neben der Bahnlinie am Kommunikationsweg Rositz-Kröbern. Die für die stetig wachsende Industrie benötigten Arbeitskräfte konnten nicht mehr allein von der ansässigen Bevölkerung gestellt werden. So zog es auch immer mehr arbeitssuchende Menschen nach Rositz. Mit den Zugewanderten schoss natürlich auch die Bevölkerungszahl in die Höhe. Im Jahr 1864 zählte Rositz 210 Einwohner, 46 Jahre später bereits 1632. Als Folge begann in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts ein regelrechter „Bauboom“, der Rositz zu einer so genannten Landstadt machte. Ein Wohnhaus folgte dem anderen, ganze Straßenzüge wurden in Kürze errichtet.

Die alte Schule in RositzDie gestiegenen Schülerzahlen machten ferner einen Schulneubau dringend notwendig. Am 23. Mai des Jahres 1880 wurde die neue Schule (heute westlicher Teil der Grundschule) auf dem Kellerberg für 235 Schüler aus den Dörfern Rositz, Gorma, Fichtenhainichen, Schelditz und Neubraunshain eingeweiht. Da sich die Schülerzahl im Jahr 1898 bereits schon wieder verdoppelt hatte, wurde im Oktober 1898 ein weiteres Schulgebäude direkt neben dem bereits existierenden Schulhaus erbaut.

In Rositz bildete sich eine starke katholische Glaubensgemeinschaft, denn der größte Teil der zugewanderten Bayern und Polen war katholischen Glaubens. Deren Drang nach einem eigenen Andachtsort war natürlich verständlich. So erwarb die Kirchgemeinde vom Gutsbesitzer Saupe ein größeres Grundstück an der Zeitzer Chaussee und begann im Jahr 1901 mit dem Bau einer Kirche. Am 20. 5. 1902 wurde das Gotteshaus mit integrierter Schule feierlich eingeweiht.

Das Rositzer PostamtBereits 1892 wurde das neue Postgebäude fertig gestellt. Seit 1874, dem Jahr der Einrichtung des Postbetriebes in Rositz, befand sich das kaiserliche Postamt im Bahnhofsgebäude. Die drei Landbriefträger beförderten die Postsachen zu Fuß und später mit dem Rad bis nach Oberzetzscha und Zschernitzsch. Durch den starken Anstieg der Bevölkerung erlebten nicht nur Industrie und Bauhandwerk einen Aufschwung, auch die Vereinstätigkeit entwickelte sich zu einer tragenden Säule des Lebens. Alle Volksschichten fanden in den Vereinen ein Feld, sich aktiv zu betätigen.

Zuerst kam es jedoch nur zur Gründung mehrerer bürgerlicher Vereine. Der Gesangsverein, die Gesellschaft „Grüne Laube“, der Militärverein und der Radfahrer-Klub gehörten zu den ersten Rositzer Vereinen, die aber erst Ende der 90er Jahre des 19. Jahrhunderts gegründet wurden. Die durch zahlreiche Streiks verbesserten Lebensbedingungen der Arbeiter, „10 Arbeitsstunden täglich und keine Sonntagsarbeit“, machten die Vereinsgründungen im Arbeiterbereich erst möglich. Bis 1891 waren sozialdemokratische Organisationen verboten. So wurde unter anderem der Sozialdemokratische Verein, der Arbeiter-Turnklub, der Arbeiter-Gesangsverein und Arbeiter-Radfahrerklub für Rositz und Umgebung gegründet.

Kriegsdenkmal in RositzIm Jahr 1911 öffnete ein weiterer Neubau seine Türen, die Rositzer Metropol-Lichtspiele. Das von Alfred König gegründete Kino gehörte zu den ersten Kinematographentheatern im Herzogtum. Im Jahr 1914 kam der Aufschwung durch den 1. Weltkrieg zum Erliegen. In diesem Krieg haben 1,8 Millionen deutsche Soldaten ihr Leben auf dem Schlachtfeld für Kaiser und Vaterland gelassen. Darunter auch über 170 Einwohner aus Rositz, Gorma, Fichtenhainichen und Schelditz. Zum Gedenken an die gefallenen Soldaten ließ man Ehrendenkmäler errichten.

Der Rositzer Gasthof 1942In den Kriegsjahren diente der Gasthof Rositz als Lager für belgische und französische Gefangene. Sie wurden für den Aufbau der DEA-Mineralölwerke eingesetzt. Das Werk sollte Teer zu Heiz- und Treiböl für die Kriegsmarine verarbeiten. Es befand sich zum größten Teil auf Fichtenhainichener Flur. Ein Putsch im November 1918 zwang Herzog Ernst II. von Sachsen-Altenburg als letzten der deutschen Monarchen die Regierung niederzulegen. Die junge Weimarer Republik löste das Deutsche Kaiserreich ab und das frühere Herzogtum wurde zum eigenständigen Freistaat Sachsen-Altenburg. Der neue Freistaat gliederte sich in den Stadtkreis Altenburg und drei Verwaltungsbezirke. Rositz wurde dem Verwaltungsbezirk Meuselwitz zugeordnet.

Rositz in Thüringen (1920-1945)

Rositzer Gemeindeamt sowie Spar- und GirokasseAm 1. Mai 1920 wird der Freistaat Sachsen-Altenburg in das Land Thüringen integriert. Im folgenden Jahr kam es zu einem Regierungswechsel in Thüringen. Neuer Ministerpräsident wurde der Altenburger Sozialdemokrat August Frölich. Zu einem seiner ersten Vorhaben gehörte die Neuordnung der Kreise und Gemeinden. So wurde unter anderem auch die Verschmelzung der Altgemeinden Rositz, Gorma, Fichtenhainichen und Schelditz vorbereitet. Die Idee war jedoch nicht neu, denn der Gormaer Gemeinderat machte bereits im Jahr 1920 einen ähnlichen Vorschlag. Damit wurde am 1. April 1923 die Zusammenlegung vollzogen. Wegen der Bahnstation, des Postamtes und des größten Teiles an Industrieanlagen legte man als Sitz der neuen Gemeinde den Ort Rositz fest.

Werbemarken Rositz BrikettsIm Jahr 1925 zählte die neue Gemeinde 4354 Einwohner. Bereits in den Jahren 1923 bzw. 1924 wurden die geschichtsträchtigen „Industrieveteranen“ der Altgemeinden Fichtenhainichen und Gorma, die Brikettfabriken „Vorwärts“ und „Germania“, stillgelegt. Die Rositzer Brikettfabrik produzierte jedoch weiter unter Volldampf. Briketts aus Rositz erhielten den Qualitätsnamen „Sonne“ und waren in ganz Deutschland begehrt.

Fußballer des FSV, Thüringer Fußballmeister 1932Nicht nur die Rositzer Industrieprodukte, auch der Rositzer Sport stand für eine hervorragende Qualität. Zur damaligen Zeit bestanden in Rositz fast zwei Dutzend Sportvereine. Bis 1933 unterschied man zwischen bürgerlichem Sport und Arbeitersport. Beide Organisationen führten ihre eigenen Meisterschaften durch. Besonders der Rositzer Arbeitersport entwickelte sich nach dem 1. Weltkrieg zu einem Aushängeschild für den Ort. Am 11. und 12. August 1928 fand auf dem Festturnplatz (heute etwa Pennymarkt) das Bezirksturnfest statt, bei dem weit über 1000 Turner eindrucksvoll die Stärke der Arbeiterturnerschaft demonstrierten.

Im Jahr 1929 belegte die 6er Reigenmannschaft des Arbeiter-Radfahrer-Klubs bei den deutschen Meisterschaften den 2. Platz und die Fußballer der Freien Spielvereinigung (FSV) wurden 1931 und 1932 Thüringer Fußballmeister. Im gleichen Jahr wurde der Sportplatz im Ortsteil Fichtenhainichen eingeweiht.

NSDAP-Kundgebung im Saal der Mineralölwerke zum 1.Mai 1934Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 wurde Emil Reißenweber (NSDAP) neuer Bürgermeister und löste damit Reinhold Heilmann (SPD) ab. Es folgte ein Terror, der auch um Rositz keinen Bogen machte. Verhaftungen der KPD-Mitglieder Zörner, Haas, Weidner und König sowie Hausdurchsuchungen in der Schulstraße Nr. 4 und 13, der Ringstraße Nr. 3 und 4 und der Wiesenstraße Nr. 5 waren die Folge. Das jüdische Textilgeschäft Philipp Strassmann (ehemals Altenburger Straße 24) wurde boykottiert und beschädigt, der Eigentümer verhaftet und nach Polen verschleppt. Die traditionellen Arbeitersportvereine verbot man und ihr Eigentum wurde konfisziert.

Nur der ehemalige Thüringer Fußballmeister konnte seine Auflösung mit Hilfe der zur Anhängerschaft gehörenden einflussreichen NSDAP-Mitglieder verhindern. Zwar musste der Name in Fußballsportverein geändert werden, das Kürzel FSV blieb jedoch erhalten.

Einbau des Weidenweges 1940Im Jahr 1914, mit dem Ausbruch des 1. Weltkrieges, kam es zum abrupten Ende der regen Bautätigkeit in Rositz. Erst in den 30er Jahren des 20. Jahr-
hunderts füllten sich die Auftragsbücher der Baumeister wieder. Am 22. 6.1934 wurde das Freibad auf Schelditzer Flur feierlich eingeweiht. Die freiwillige Feuerwehr Rositz/Gorma bezog ihr neues Gerätehaus am Gormaer Teich im Juli des Jahres 1936.

Im Jahr 1938 wurde begonnen, den Weidenweg, Verbindungsweg zwischen Rositz und Fichtenhainichen, zu verbreitern und das Ortszentrum komplett umzugestalten. Der Gasthofgarten und die Kegelbahn mussten weichen, um Rositz einen repräsentativen Mittelpunkt zu geben, der gleichzeitig als Aufmarschplatz für nationalsozialistische Verbände genutzt werden sollte. Das Sportlerheim in Fichtenhainichen, die Heimstätte des Fußballsportvereins Rositz, wurde 1939 eingeweiht. Auch der Entwurf für das Rositzer Rathaus lag schon auf dem Schreibtisch des Bürgermeisters.

Nach dem Bombenangriff 1944 auf RositzUnd wieder begann ein Krieg, der 2. Weltkrieg, der alles vorher Dagewesene in den Schatten stellte und so viel Leid und Elend auch über die Rositzer Einwohner brachte. Die ersten Bomben fielen im Jahr 1942. Im weiteren Kriegsverlauf war Rositz mehrfach Angriffsziel der alliierten Luftwaffe. Weit mehr als 4000 Stück dieser den Tod bringenden Last warf man über den Mineralölwerken und den umliegenden Ortschaften ab. Sie brachten mehreren hundert Menschen den Tod. Nicht nur das Werk, auch viele der Rositzer Straßen versanken in Schutt und Asche.

So erlitten die Altenburger Straße, die Querstraße und Altfichtenhainichen erhebliche Schäden. Allein in Altfichtenhainichen verschwanden die Häuser Fichtenhainicher Straße 7, 12 und 36 für immer aus dem Ortsbild. In den Abendstunden des 14. April 1945 war für die Rositzer der Krieg zu Ende. Die ersten amerikanischen Panzer rollten über die Staatsstraße (heute B 180) aus Richtung Meuselwitz ein. Rositz gehörte glücklicherweise zu den Orten, die friedlich übergeben wurden. Das Altenburger Land gehörte zur sowjetischen Besatzungszone. Aus diesem Grund verließen die Amerikaner im Juni 1945 Rositz. Nach deren Abzug folgten am 1. Juli die sowjetischen Truppen.

Rositz in der DDR (1949-1981)

Kulturhaus der MTS, ehemals Gasthof RositzAm 7. Oktober 1949 wurde aus der sowjetischen Besatzungszone ein zweiter deutscher Staat, die Deutsche Demokratische Republik (DDR). Die „sozialistische“ Zeit in Rositz begann aber schon 1945 mit dem Einmarsch der sowjetischen Truppen. Unter der Parole „Junkerland in Bauernhand“ nahm im Herbst 1945 die Bodenreformstelle ihre Arbeit auf. Sie enteignete Großbauern, NSDAP-Mitglieder und Sympathisanten, darunter auch Großgrundbesitzer Oskar Mälzer. Sein gesamter Besitz, das Gut, der Gasthof (heute Karl-Marx-Straße Nr. 10 und 12) und 59 Hektar Feld, waren fortan Volkseigentum. Die landwirtschaftlichen Flächen vergab man in kleinen Parzellen an so genannte „Neubauern“.
Der Hof wurde zur Maschinen-Ausleihstation (MAS), später zur Maschinen-Traktoren-Station (MTS) umgebaut. Die Beschäftigten der MTS nutzten den Gasthof als Kulturhaus.

Frauen an der KartoffelkombineAls Reparationsleistungen für den verlorenen Krieg begann die Besatzungsmacht in der gesamten Ostzone Fabrikanlagen und Eisenbahngleise zu demontieren und in die Sowjetunion abzutransportieren. In Rositz waren davon das zweite Gleis der Altenburg-Zeitzer Bahnlinie und die Brikettfabrik der „Altenburger Kohlenwerke“ Untermolbitz betroffen. Die führende Rolle im Land spielte neben der Besatzungsmacht die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED), die aus der Zwangsvereinigung der kommunistischen und sozialdemokratischen Partei entstand. Auf deren 2. Parteikonferenz im Juli 1952 beschloss man die Auflösung der fünf Länder zugunsten von 14 Verwaltungsbezirken.

Der Thüringer Landkreis Altenburg wurde in die Kreise Altenburg und Schmölln geteilt und dem Bezirk Leipzig zugeordnet. Neben der Gebiets- und Verwaltungsreform beschloss man die Gründung Landwirtschaftlicher Produktionsgenossenschaften (LPG). Der ersten Rositzer LPG mit dem Namen „Einheit Deutschlands“ schlossen sich auf freiwilliger Basis nur acht Neu- und ein Altbauer an. Später wurden alle Bauern der Gemeinde unter massivem Druck der Staatsführung in die Genossenschaft gedrängt. Die LPG mit dem neuen Namen „Deutsch-Sowjetische Freundschaft“ bewirtschaftete mit 187 Mitgliedern über 1000 Hektar fruchtbaren Boden.
Wie den Großbauern erging es auch den Fabrikbesitzern. Sie wurden enteignet und ihre Fabriken in Volkseigene Betriebe (VEB) umgewandelt. Aus der Zuckerraffinerie wurde ein Betriebsteil des VEB Zuckerkombinates Zeitz.

Brikettfabrik der Grube 113, Kröberner StraßeIn ihrem westlichen Teil fertigte der Betriebsteil des VEB Hartpapierwerkes Groitzsch Papptrommeln und in der ehemaligen Festhalle produzierte der Rositzer Betriebsteil des VEB Sportboot Großschönau Campingzelte. Weitere Betriebe der Industriegemeinde Rositz waren das zum VEB Energieversorgung Leipzig zählende Kraftwerk (Altenburger Landkraftwerke – ALK) und der VEB Braunkohlenwerk Rositz, die ehemalige Brikettfabrik der Grube 113, ab 1968 Betriebsteil des VEB Braunkohlenkombinats Regis. Der größte volkseigene Betrieb, der schon allein über 1000 Arbeiter und Angestellte beschäftigte, war die ehemalige DEA Mineralölwerke, ein Betriebsteil des VEB Teerverarbeitungswerkes (TVW) Böhlen.

Bau des Kulturhauses "Völkerfreundschaft" 1952Für die Beschäftigten des TVW wurden im Jahr 1950 die Betriebspoliklinik, 1952 das Kulturhaus „Völkerfreundschaft“ und 1954 der Betriebskindergarten errichtet. Der Gemeindekindergarten im ehemaligen Verwaltungsgebäude des Braunkohlenwerkes in der Kröberner Straße Nr. 1 öffnete 1970. Anfang der 60er Jahre wurden auch an der Rositzer Schule umfangreiche Baumaßnahmen durchgeführt. Im Zuge derer kam es zum Schulanbau an der Nordseite der „Neuen Schule“ sowie zum Neubau des Schulsportplatzes und der Schulbrücke über die F 180 (heute B 180).
Die Einweihung erfolgte 1963. Am 15. 1.1977 wurde ihr der Name des Kommunisten „Karl Liebknecht“ verliehen. Zu diesem Zeitpunkt besuchten mehr als 700 Kinder die Rositzer Schule.

24./25. Juni 1961 Deutsche Meisterschaften im Hallenradsport im KulturhausDie von der Besatzungsmacht begonnene Zentralisierung zog sich wie ein Faden durch das gesamte Leben in der DDR. Neben der Industrie und der Landwirtschaft war auch der Freizeitbereich davon betroffen. Natürlich blieb auch die Massenbewegung Sport nicht davon verschont. Aus der im Jahr 1933 arg geschrumpften Anzahl an Rositzer Sportvereinen wurden zwei Betriebssportgemeinschaften (BSG) gegründet. Die BSG „Empor Rositz“ war dem Trägerbetrieb Zuckerabpackbetrieb und die BSG „Chemie“ dem Teerverarbeitungswerk angegliedert. „Chemie“ zählte mehr Mitglieder und konnte die größeren Erfolge für sich verzeichnen.
Besonders in den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts gehörten die Sektionen Fußball und Hallenradsport zu den führenden im Bezirk. Der Höhepunkt war ohne Zweifel die Ausrichtung der Deutschen Meisterschaft im Hallenradsport 1961.

1959 DEA-Konsum in der Fichtenhainicher Str. 1Bereits im Jahr 1965 kam es zur Auflösung des MTS-Kulturhauses. Der ehemalige Saal wurde von der Konsum-Genossenschaft zu einem Kaufhaus umgebaut. Der „Konsum“ übernahm auch die HO-Gaststätte im Erdgeschoss, die 1967 neu eröffnet wurde. Die staatliche Handelsorganisation (HO) war neben der Konsum-Genossenschaft für die Versorgung der Bevölkerung zuständig. Die Anzahl der Rositzer Geschäfte für „Waren des täglichen Bedarfs“ wurde stetig erweitert. Im Jahr 1956 wurde der Konsum in der Zechauer Straße Nr. 17 und 1967 in der Berggasse Nr. 1 (Milchhalle) eröffnet. Im gleichen Jahr erhielt der Ortsteil Schelditz eine HO-Verkaufsstelle.
Weitere Konsum- und HO-Verkaufsstellen befanden sich in Gorma, an der Zuckerraffinerie, in den ehemaligen Gastwirtschaften Tieg, Sprungala und Klotz und später auf dem TVW-Gelände. Die Anzahl der Verkaufstellen war um einiges größer als deren Angebot. Engpässe bestimmten den Alltag der DDR-Bürger. Die Devise „Erst anstellen, dann fragen, was es gibt!“ war allgegenwärtig.

800 Jahre RositzIm Jahr 1984 wurde erstmals von der Gemeinde ein Volksfest organisiert, das genau dieses Defizit verbessern sollte, die 1. Rositzer Markttage. Künftig gehörten sie zu den größten Festen im Kreis Altenburg. Tausende Besucher strömten jährlich am dritten Septemberwochenende auf den Rositzer Goetheplatz, und mit etwas Glück erstanden sie eines der knappen Konsumgüter. In der 40-jährigen DDR-Geschichte feierten die Rositzer viele große und kleine Feste. Das Kulturhaus war immer reichlich gefüllt, ob beim Fasching des Karnevalclubs, beim Tanz mit der „Terosit-Combo“ oder sonntags zur „Cola-Disco“.

Zu den ersten größeren Volksfesten gehörte das Teichfest im Ortsteil Gorma. Höhepunkt aller Festlichkeiten war jedoch die 800-Jahr-Feier 1981 mit mehr als 25 000 Gästen. Im gleichen Jahr blieb das staatliche Kino „Glück Auf“ nach 70 Jahren für immer geschlossen. Es fehlte an Geld und Baumaterial für die Restaurierung – eines der traurigsten Kapitel der DDR, dem viele besonders historisch wertvolle Gebäude in der ganzen Republik zum Opfer fielen.

Über die Entstehung des Rositzer Gemeindewappens

Auf Grund des Regierungswechsels in Thüringen, was dem Land am 21.02.1924 eine bürgerliche Regierung brachte, erfolgte eine Nachprüfung aller seit dem 01.10.1922 durchgeführten Zusammenschlüsse. Dadurch wurde bewirkt, dass Schelditz am o1.08. 1924 ausgemeindet wurde, sodass später nur die drei Altgemeinden Rositz, Gorma und Fichtenhainichen symbolisch in das Rositzer Wappen (drei Pflugschare ) versinnbildlicht wurden, wofür der Altenburger Kunstmaler Edgar Müller-Gräfe („Schöpfer und künstlerischer Bearbeiter des großen und kleinen Thür. Landeswappens“) den gestalterischen Auftrag erhielt.

Rositzer WappenAus dem Protokoll der Gemeinderatssitzung vom 25.11.1936 erfahren wir, dass Rositz die größte Landgemeinde Thüringens sei. Die Vorbereitung zur Gestaltung eines gemeindeeigenen, Wappens entsprechend der damaligen deutschen Gemeindeordnung, wurde zum mehrmaligen Tagesordnungspunkt einzelner Gemeinderatssitzungen. Ortschronist Ernst Frauendorf erhielt gemeinsam mit dem Altenburger Lehrer Wilhelm Ruhland den Auftrag festzustellen, ob anderweitig berechtigte Symbole im Wappen aufgenommen werden müssten. Dies wurde jedoch auf Grund seiner Recherchen in verschiedenen Staatsarchiven nicht bestätigt. Recherchiert wurde u. a. nach eventuell vorhandenen Briefsiegeln der Herren von Rositz.
Vorhandene heraldische Symbole der Herren von Rositz, Gorma und Fichtenhainichen lehnte der Gemeinderat für die Gestaltung des Rositzer Wappens ab.

Schaffung des Rositzer WappensIn Verbindung mit dem Altenburger Landrat beantragte die Gemeinde Rositz am 28.04.1938, ein eigenes Wappen und eine eigene Flagge zu erstellen. So wurde im Antrag vom 28.04.1938 zum Ausdruck gebracht: „Da heute der Ort neben einer Reihe rein bäuerlicher Betriebe eine hochentwickelte Industrie hat, die auf dem Braunkohlenbergbau fußt, ist eine Vereinigung der beiden Symbole Bergmann und Pflugschar das beste Kennzeichen der Landstadt Rositz.“ Die Verleihungsurkunde des Reichsstatthalters in Thüringen vom 07.04. 1941 besitzt folgenden Wortlaut:
„Im Namen des Reiches. Auf Grund von Paragrph 11 der Deutschen Gemeindeordnung (DGO) verleihe ich der Gemeinde Rositz das Recht, ein Wappen zu führen, wie es aus dem angehefteten Aufriss zu ersehen ist: „Über rotem Schildfuß, darin drei gestürzte goldene Pflugschare, in Gold wachsend ein Bergmann, welcher in der Rechten den Hammer und in der Linken die Grubenlampe hält.“ Das Rositzer Wappen charakterisiert recht eindeutig die Geschichte dieser Gemeinde. Daraus geht hervor, dass die Orte Rositz, Gorma und Fichtenhainichen ausschließlich Bauerndörfer waren, was mit den drei Pflugscharen im Schildfuß zum Ausdruck gebracht wird. Auch der Bergmann steht nicht ohne Grund als Sinnbild im Wappen. Er verkörpert den seit 1675 betriebenen Braunkohlenbergbau (Untertagebau), durch den Rositz seinen wirtschaftlichen Aufschwung erhalten hat. In der Ratssitzung vom 16.05.1941 teilte der Bürgermeister Reißenweber mit, dass der Reichsstatthalter mit Rücksicht auf den bevorstehenden Rathausneubau den Antrag für die Verleihung eines Wappens für Rositz nur ausnahmsweise genehmigte. Von der Verleihung des Rechts, dass die Gemeinde Rositz gleichfalls eine Flagge führen könnte, hatte der Reichsstatthalter in Thüringen mit seinem Schreiben vom 30.04.1941 an den Altenburger Landrat abgesehen. In der Gemeinde Rositz sind 1950 die Gemeinde Schelditz und 1973 die Gemeinde Molbitz (ehemals Unter- und Obermolbitz) eingemeindet worden.